Fliehkraft, Übersteuern und Untersteuern

Gehört nicht in den Straßenverkehr! Driften durch eine Kurve.
Gehört nicht in den Straßenverkehr! Driften durch eine Kurve.

Warum fliegt man aus der Kurve? Wenn du mit deinem Auto um die Kurve lenkst, zwingst du es, einen Kreis zu fahren. Es möchte aber eigentlich lieber geradeaus fahren.
Du kannst einen Stein auch immer nur geradeaus werfen, niemals in einem Bogen. Deine Kraft kannst du dabei also nur geradlinig  einsetzen.

Bringst du dein Auto, durch dein Lenken, von dieser Geradeausbahn ab, bauen sich Fliehkräfte auf. Es entstehen Kräfte, die dein Fahrzeug zum Kurvenaußenrand drücken.

Auch in deinen Fragebögen, gibt es mehrere Fragen dazu. Damit du die verschiedenen Begriffe kennst, solltest du dir diesen Artikel also durchlesen.

Keine Angst, die genaue Definition zur Fliehkraft musst du nicht kennen. Die korrekte Erklärung lautet aber:

Was ist die Fliehkraft? 

Die Fliehkraft, ist eine Trägheitskraft, die bei Dreh- und Kreisbewegungen auftritt und radial von der Rotationsachse nach außen gerichtet ist. Sie wird durch die Trägheit des Körpers verursacht.

Übrigens wird die Fliehkraft auch Zentrifugalkraft genannt!

Einfaches Beispiel ist das Kettenkarussell.
Bei Stillstand hängen die Sitze der Passagiere, senkrecht nach unten.

Dreht sich das Kettenkarussell, bauen sich sofort Fliehkräfte auf. Die Sitze vom Karussell möchten nach außen wegfliegen, werden durch die Ketten aber daran gehindert.

Du kannst die vorstellen was passieren würde, wenn die Ketten eines Sitzes, plötzlich reißen.

Fliehkräfte lassen die Menschen im Kettenkarussell, fast waagerecht durch die Luft fliegen
Fliehkräfte lassen die Menschen im Kettenkarussell, fast waagerecht durch die Luft fliegen

Dein Auto baut in der Kurve Fliehkräfte auf. Die Reifen halten es fest

Genauso wie die Menschen im Kettenkarussel, wird auch dein Auto in der Kurve nach außen gedrückt.
Dein Auto wird leider nicht von irgendwelchen Ketten festgehalten, es hat nur seine Reifen, die versuchen können, das Auto auf der Fahrbahn festzuhalten.
Die Reifen wirken mit Seitenführungskräften, der Fliehkraft entgegen.

 

Die größerer Kraft gewinnt!

Wenn die Seitenführungskraft der Reifen größer ist als die Fliehkraft, bleibst du auf der Straße.

Ist es andersrum, und die Fliehkraft ist stärker, fliegst du leider aus der Kurve!

Bei Kreis- und Kurvenfahrten bauen sich Fliehkräfte auf. Sie drücken das Auto, vom Kreismittelpunkt weg, nach außen!
Bei Kreis- und Kurvenfahrten bauen sich Fliehkräfte auf. Sie drücken das Auto, vom Kreismittelpunkt weg, nach außen!

Wovon hängt die Größe der Fliehkraft ab?

Hauptsächlich hängt die Fliehkraft von 2 Hauptfaktoren ab!

 

1.Hauptfaktor Kurvenradius!

Fährst du eine enge Kurve, ist die Kraft wesentlich größer, als bei einer langgezogenen Kurve.
Auf dem nächsten Bild siehst du zwei verschiedene Kurven. Klar, dass man aus der unteren Kurve leichter rausfliegen kann.

 

Wie schnell du eine Kurve durchfahren kannst, hängt sehr stark vom Kurvenradius ab
Wie schnell du eine Kurve durchfahren kannst, hängt sehr stark vom Kurvenradius ab

 2. Hauptfaktor Geschwindigkeit

Wann fliegst du wohl eher aus einer scharfen Kurve? Mit 30km/h oder mit 130km/h?

 

Natürlich wenn du schneller fährst, ganz klar!

Mit Erhöhung der Geschwindigkeit, erhöhst du die Fliehkraft enorm!

Merke: Wenn sich die Geschwindigkeit verdoppelt, vervierfacht sich die Fliehkraft!

Beispiel:

 

Bei 100km/h ist die Fliehkraft 4-mal so hoch, wie bei 50km/h!

Bei 200km/h ist die Fliehkraft 4-mal so hoch wie bei 100km/h und 16-mal so hoch, wie bei 50km/h!

Und das unterschätzen leider sehr viele Menschen!
Darum fliegen viele Fahrzeuge, gerade von Fahranfängern, aus den Kurven!

 

Wenn du Geschwindigkeitsunfälle siehst, sind sie ja auch meistens in Kurven passiert. Es fliegt eigentlich niemand von der geraden Fahrbahn.

Übersteuern und Untersteuern!

Ein Auto rutsch aus der Kurve, wenn die Reifen keine Haftung mehr haben, sich also nicht mehr auf dem Asphalt festhalten können.

 

Wenn man es übertreibt, also aus der Kurve fliegt, passiert das nicht bei allen Fahrzeugen gleich.

Im Lernstoff für den Führerschein, werde die Begriffe ÜBERSTEUERN  und UNTERSTEUERN erwähnt. Was ist damit gemeint?


Übersteuern bedeutet, dass das Fahrzeug zu stark einlenkt.

Es fährt in der Kurve eine stärke Drehung, als eigentlich beabsichtigt ist. Es steuert also „über“!
Dabei bricht das Fahrzeug mit dem Hinterteil, also dem Heck, Richtung Kurvenaußenrand aus.
Zum Übersteuern neigen Autos, bei denen der Schwerpunkt, also das Hauptgewicht des Fahrzeug, hinten, im Heck des Fahrzeugs liegt.
Der schwerste Teil des Autos ist meistens der Motor.
Hast du also ein Fahrzeug mit einem Heckmotor, wird dieses wahrscheinlich mit dem Hinterteil zuerst aus der Kurve gedrückt, also ÜBERSTEUERN.

Liegt der Schwerpunkt hinten, neigt das Fahrzeug in Kurven zum ÜBERSTEUERN
Liegt der Schwerpunkt hinten, neigt das Fahrzeug in Kurven zum ÜBERSTEUERN

Auch Autos mit Heckantrieb neigen zum Übersteuern!

Es gibt 3 verschieden Antriebsarten eines Autos:

 

  1.   Heckantrieb, die Hinterräder werden angetrieben
  2. Frontantrieb, die Vorderräder werden angetrieben.
  3. Allradantrieb, alle Räder werden angetrieben.

 

Auf dem nächsten Bild siehst du ein Auto mit Heckantrieb!

Heckantrieb! Der Motor treibt nur die Hinterräder an, die Vorderräder werden nicht angetrieben.
Heckantrieb! Der Motor treibt nur die Hinterräder an, die Vorderräder werden nicht angetrieben.

Wenn du bei Autos mit Heckantrieb sehr viel Gas gibst, kannst es passieren, dass die Hinterräder auf dem Teer durchdrehen.

Die Räder schaffen es jetzt nicht die Kraft des Motors auf die Straße zu bringen.


Wenn die Räder durchdrehen (Schlupf haben), verlieren sie natürlich auch die Haftung zur Fahrbahn. Sie rutschen praktisch über die Fahrbahn.

Verliert dein Auto mit den Hinterrädern die Haftung, wird es auch mit dem Hinterteil zuerst aus der Kurve rutschen. Es wird also auch ÜBERSTEUERN.

Zu viel Gas bei Heckantrieb! Die Hinterräder drehen durch, der Wagen bricht hinten aus.
Zu viel Gas bei Heckantrieb! Die Hinterräder drehen durch, der Wagen bricht hinten aus.

DRIFTEN! Absichtliches Übersteuern

Manche Autofahren versuchen ein Übersteuern auch absichtlich zu provozieren. Sie wollen mit ihrem Auto DRIFTEN.
Das ist im öffentlichen Straßenverkehr sehr gefährlich, gehört dort auch nicht hin. 
Gerade wenn du keine Erfahrung damit hast, wird ein Driftversuch sehr schnell als Unfall enden.

Driften sollte gekonnt sein. Eine Drift-Challenge, abseits des öffentlichen Straßenverkehrs.
Driften sollte gekonnt sein. Eine Drift-Challenge, abseits des öffentlichen Straßenverkehrs.

Beim Untersteuern lenkt das Fahrzeug zu wenig ein!

Dein Auto fährt also eine größere Kurve als es eigentlich soll. Fahrzeuge, bei denen der Schwerpunkt vorne liegt, neigen  zum UNTERSTEUERN.

Bei den meisten Autos ist der schwere Motor vorne.
Wenn du, z.B. bei vereister Fahrbahn, zu schnell in eine Kurve fährst, wirst du deshalb auch mit ziemlicher Sicherheit über die Vorderräder aus der Kurve rutschen. Du fährst dann, obwohl du lenkst, praktisch fast geradeaus weiter.

Das Fahrzeug lenkt unter dem ein, was durch deinen Lenkbefehl gefordert wurde. Es untersteuert also.

Liegt der Schwerpunkt vorne, neigt das Fahrzeug zum UNTERSTEUERN.  Es schiebt über die Vorderräder aus der Kurve.
Liegt der Schwerpunkt vorne, neigt das Fahrzeug zum UNTERSTEUERN. Es schiebt über die Vorderräder aus der Kurve.

Autos mit Frontantrieb neigen zum Untersteuern!

Bei sehr vielen Autos, werden heutzutage die Vorderräder angetrieben. Sie haben also Frontantrieb!

Beim Frontantrieb werden vom Motor nur die Vorderräder angetrieben. Die Hinterräder werden hinterher gezogen.
Beim Frontantrieb werden vom Motor nur die Vorderräder angetrieben. Die Hinterräder werden hinterher gezogen.

Wenn du es mit einem Frontantrieb übertreibst und zu viel Gas gibst, werden die Vorderräder auf der Straße durchdrehen.
Verlieren die Vorderräder die Haftung auf der Fahrbahn, wirst du auch mit dem Vorderteil zuerst aus der Kurve rutschen. 

Autos mit Frontantrieb neigen zum UNTERSTEUERN, sich brechen also vorne aus.

Zu viel Gas bei Frontantrieb. Die Vorderräder verlieren die Haftung, das Auto rutscht über die Vorderräder aus der Kurve!
Zu viel Gas bei Frontantrieb. Die Vorderräder verlieren die Haftung, das Auto rutscht über die Vorderräder aus der Kurve!

Welches Konzept ist das beste und sicherste Antriebskonzept?

Die besten Kurveneigenschaften haben Autos mit Mittelmotor und Allradantrieb. Wenn der Schwerpunkt in der Mitte liegt, die Antriebskraft auf alle vier Räder verteilt wird, bekommst du die optimalen Fahreigenschaften bei einem Auto.
Die besten Sportwagen haben diese Technik. Für ein normales Familienauto ist diese Technik aber nicht möglich, weil man in der Mitte des Fahrzeugs, Platz für die Fahrgäste braucht.

Optimal für Kurvenfahrten. Schwerpunkt in der Mitte und vier angetriebene Räder.
Optimal für Kurvenfahrten. Schwerpunkt in der Mitte und vier angetriebene Räder.

Was solltest du also beachten!

Generell möchtest du ein Übersteuern oder ein Untersteuern vermeiden. Beides führt nämlich zu gefährlichen Situationen, weil die Reifen die Haftung zur Straße verloren haben.
Doppelte Geschwindigkeit bedeutet vierfache Fliehkraft in den Kurven. Lass es darum bitte etwas langsamer angehen.

Viele Fahranfänger kaufen sich ein altes, starkes Auto mit hoher Motorleistung. Sinnvoller ist es aber, klein anzufangen. Das erste Auto darf ruhig weniger Leistung haben.

Wenn du Reiten lernen willst, fängst du auch nicht mit einem wilden Mustang an, wahrscheinlich nimmst du dort auch eher ein zahmeres Pferd.

Wenn du Schwimmen lernst, fängst du nicht mit dem größten Sprungturm an. Willst du Fahrradfahren lernen, beginnst du auch nicht mit dem steilsten Berg.

Mit dem Auto, dem Motorrad und allen anderen Fahrzeugen gilt dasselbe.
Erstmal klein anfangen und dann lernen und besser werden. Erfahrung bringt dir die meiste Sicherheit.

 

 

Gute Fahrt.